ÖKOLOGIE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Zukunft allen Lebens einschließlich unseres eigenen
hängt von unseren achtsamen Schritten ab.


Ökologie sollte Tiefe haben.
Sie sollte nicht nur tief, sondern allumfassend sein.
Unser Körper ist nicht auf das beschränkt,
 was sich innerhalb der Grenzen unserer Haut befindet.
Er ist viel umfassender.
Zu ihm gehört sogar die Luftschicht,
die unsere Erde umhüllt.

Thich Nhât Hanh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt:

KONSUM UND VERANTWORTUNG FÜR  UNSERE  NATÜRLICHE MITWELT - Ein Vortrag

Supermarkt und „Onkel Melchio Maurice-Läden in Frankreich

Gewohnheiten, eingeschliffene Verhaltensweisen ändern

......toter Ackerboden, ausgemergelt und ausgelaugt

Klaus Töpfer

Oecopax

Gen-Food und der Anthropozentrismus

Der Tsunami, der Massentourismus und die Tiere

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

KONSUM  UND  VERANTWORTUNG  FÜR  UNSERE  NATÜRLICHE MITWELT

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Vortrag

   Ich nenne das Thema"Konsum und Verantwortung für unsere natürlicheMitwelt", nicht Umwelt; denn wenn wir von Umwelt reden, kennzeichnet dies eine allein auf uns, den Menschen, bezogene Einstellung, eine anthropo­zentrische Einstellung: Der Mensch auf sich selbst fixiert. Mittelpunkt der Welt, des Universums, des Seins, des Lebens...

   Somit habe sich alles um uns, den Menschen, zu drehen, ihm zu dienen, seine Bedürfnisse zu befriedigen, und dazu gehört das Bedürfnis nach Macht und Besitz, gehören Herrschsucht und Habsucht.

   Diese anthropozentrische Einstellung ist Ausdruck unserer Hybris, einer Überheblichkeit, die uns glauben macht, wir könnten die Natur uns unterwerfen, sie beherrschen, ausbeuten, ausplündern und nach Belieben manipulieren, ohne uns schließlich auch selber dabei zu zerstören.

   Wenn wir jedoch anfangen, die Natur anders zu begreifen, nämlich als das, was sie ist, als unsere Mitwelt, dann werden wir auch anfangen, anders mit ihr umzugehen; es sei denn, wir sind schon so kaputt, dass wir vor keiner Selbstverstümmelung und Selbstvergiftung mehr zurückschrecken können.

   Es sind nicht allein ethische und psychologische Gründe, die uns den Begriff natürliche Mitwelt nahe legen, - dieser Begriff verhilft uns auch zu einem besseren Verständnis der Natur und somit unseres Selbst.

   Wir sind ein Teil der Natur. Wir sind in die Naturkreis­läufe eingebunden. Und wir leben vom Stoffwechsel mit der Natur. Ja, wir sind, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, eins mit der Natur. Das klingt mystisch, - ist es auch, obwohl es sich ganz rational-wissenschaftlich erklären lässt.

- etwa am Beispiel W a s s e r :

   Wir Menschen bestehen zu 60 bis 70% aus Wasser. Es ist das Wasser, das wir jeden Tag trinken oder mit anderer, wasserhaltiger Nahrung zu uns nehmen und wieder ausscheiden.

   Das Element Wasser ist also ein Bestandteil von mir selbst und zugleich ein Teil der übrigen Natur. Bestandteil allen Lebens. Wasser galt früher als etwas Heiliges, und es war ein Sakrileg, es zu verschmutzen oder gar zu vergiften.

   Ein anderes Beispiel: die Lu ft .

   Die Lu ft , die auch wir atmen: Sie ist uns allen gemeinsam: den Pflanzen, den Tieren, uns Menschen.

   Wenn wir mit unseren Techniken und Giften in die Kreisläufe solcher lebens-wichtigen Elemente wie Wasser und Luft eingreifen, gefährden wir hochempfindliche Ökosysteme, in die wir - Pflanze, Tier, Mensch - eingebunden und von denen wir, mehr oder minder unmittelbar, abhängig sind.

   Ebenso stören wir das - dynamische - Gleichgewicht von Ökosystemen, bis sie schließlich an einem Kollaps zu Grunde gehen, wenn wir Tiere und Pflanzen ausrotten oder genetisch verändern und sie damit dem Artentod preisgeben.

   Mit ihnen gehen wir schließlich selber kaputt, weil wir lebenswichtige Bestandteile unserer natürlichen Mitwelt und von uns selbst abtöten, sozusagen Selbstamputation betreiben.

   Pflanzen und Tiere sind, wie wir heute wieder wissen, hoch sensible Lebewesen. Sie haben ebenso wie wir Empfindungen, mögen sie auch zum Teil anders und anderes empfinden als wir. Angst ist ihnen nicht fremd, aber Hass.

   Deshalb und angesichts des Zerstörungspotentials, das wir zu entfesseln fähig geworden sind, haben wir allen Grund, uns der Verantwortung für unsere natürliche Mitwelt bewusst zu sein. Unser oberstes Gebot sei daher der Schutz allen Lebens. Albert Schweitzer postulierte als Grundlage unseres Denkens und Handelns: Ehrfurcht vor dem Leben. Wenn wir nun aber, um selber leben zu können, Tiere und Pflanzen töten?

   Dies ist das Dilemma, mit dem wir leben müssen. Wir können uns aus diesem Dilemma nicht befreien, selbst wenn wir darauf verzichten, Tiere zu töten und uns einzuverleiben.

   Wie wir damit umgehen können, zeigen uns Naturvölker, Indianer zum Beispiel: nämlich verantwortungsbewusst und deshalb sehr behutsam und sparsam und indem wir das ersetzen, was wir der Natur genommen haben.

   Wieso sind wir denn nun als Verbraucher, als Verbraucherinnen für unsere natürliche Mitwelt verantwortlich? Was haben wir als Verbraucher, als Verbraucherinnen damit zu tun, wo doch die primären Verursacher von Naturzerstörung und -vergiftung bei der Industrie zu suchen sind und hier sogar Menschen benannt werden können, die für industriell-technische oder chemische Prozesse unmittelbar verantwortlich sind: Ingenieure, Techniker, Chemiker, Physiker, aber ebenso Besitzer und Betreiber von Produktionsanlagen, auch Landwirte?

   Nun, wir essen zum Beispiel  F l e i s c h.

   Fleisch gilt seit etwa 100 Jahren als unser Hauptnahrungsmittel, obwohl längst erwiesen ist, dass es, im Übermaß genossen, unserer Gesundheit schadet, nicht weniger als Tabak und Alkohol. Auch Fleisch macht süchtig. Wir verbrauchen es im Übermaß.

   In der Bundesrepublik sind es, pro Kopf/pro Jahr gerechnet, 90 Kilogramm!

   Das Steak, das Schnitzel, die Salami auf unserem Teller stammt zumeist aus einer Agrarfabrik von einem Tier, dessen Futter hauptsächlich aus der so genannten Dritten Welt billig importiert worden ist. Soja zum Beispiel.

   Soja kommt vor allem aus Brasilien. Soja ist ein hochwertiges Lebensmittel. Sie enthält mehr Nährkraft und mehr Nährstoffe als dieselbe Menge Fleisch. Mit Soja, d. h. auch mit Verzicht auf so viel Fleisch, wie wir verbrauchen, könnte dem Hunger in der Welt wirksam begegnet werden.

   Auf der Soja-Anbaufläche in Brasilien wächst Kraftfutter für 40 Millionen europäische Schweine. Auf dieser Fläche könnte mit Soja, Schwarzbohnen, Mais und Getreide Pflanzennahrung für 35 bis 59 Millionen Brasilianer angebaut werden.* Dabei verlangt niemand von uns, so viel Fleisch zu verbrauchen, wie wir es tun.

   Ein anderer Aspekt ist der ökologische.

   In Brasilien wird durch den - monokulturellen -  Soja-Anbau, für den auch Regenwald abgeholzt, niedergebrannt, gerodet wird, fruchtbarer Mutterboden zerstört, nachdem er durch Kunstdünger und Pestizide vergiftet worden ist. Die Folgen sind Versteppung und Versandung: Wüsten, die mit dazu beitragen, die Klimakatastrophe zu beschleunigen.

   In Europa, wo in fabrikartigen Großställen zusammengepferchte Tiere brasilianische Soja, Getreide und andere Futtermittel aus der so genannten Dritten Welt fressen, wird der Mutterboden und werden Gewässer u. a durch das, was diese Tiere ausscheiden, vergiftet, besonders durch die Gülle. Ihr entweicht auch das Ozon schädigende Methan.

   Das Fleisch, das wir zum Leben gar nicht benötigen, stammt zumeist von Tieren, die ohne Medikamente, deren Rückstände wir mit verzehren, nicht leben können. Und was der Metzger noch dazutut, das sollten Sie ihn mal fragen.**

   Denken wir auch an den enormen Energieverbrauch beim Futteranbau und bei der Ernte, beim Futtertransport aus der so genannten Dritten Welt in die europäischen Massentierställe, beim Transport der Tiere zum Schlachthof, bei der Fleischverarbeitung, der Verpackung und beim Transport der Fleisch"produkte" zum Supermarkt, bei der Lagerung und so weiter...

   Der Fleischkonsum ist nur ein Beispiel für unsere ökologische Mitverantwortung als Verbraucher, als Verbraucherinnen.      

   Müssten wir nicht als mündige Menschen so viel Selbstachtung haben, dass wir über unsere Lebensweise, also auch über unser Konsumverhalten, selber bestimmen und uns nicht alles, was anderen schnellen Profit bringt, aufschwätzen lassen?!

   Maria Mies, ökofeministisch orientierte Soziologieprofessorin in Köln, sagt dazu:

   "Die Entscheidung, was und wie viel wir kaufen, ist nicht gänzlich determiniert durch unsere Bedürfnisse und durch das, was auf dem Markt angeboten wird. Vielleicht sind 50% dessen, was heute hier in den privaten Haushalten konsumiert wird, nicht nur überflüssig, sondern auch schädlich. Das sind zunächst einmal alle Dinge, die Süchte fördern, wie Alkohol, Tabak, Drogen, aber auch Luxusnahrungsmittel aller Art. Die Probleme, die mit dem übertrie­benen Fleischkonsum zusammenhängen, sind bekannt (…) Vor allem die Produkte der sog. neuen Zukunftstechnologien haben nicht länger das Ziel, wirkliche menschliche Bedürfnisse zu befriedi­gen, sondern zielen auf die Schaffung von passiven Süchten, ohne die der Markt für weitere Produkte nicht mehr weiter auszudehnen wäre.

   Nicht die menschlichen Bedürfnisse können ins Unendliche gesteigert werden, wohl aber die Süchte. Darum ist die gesamte Marktstrategie des Kapitals heute darauf ausgerichtet, die Menschen süchtig zu machen. Eins der plastischsten Beispiele für diesen Zusammenhang ist die Fress- und Magersucht von Frauen, die einerseits dem von Markt gelieferten Schönheitsideal nacheifern, andererseits dauernd essen, um die Leere in sich selbst zu füllen, und dann wieder erbrechen, weil sie ja nicht dick werden dürfen.

   Konsumbefreiung würde hier bedeuten, wieder ein Stück Autonomie über das eigene Leben zu gewinnen..."***

- : Befreiung vom Konsum. So heißt auch der Titel einer Streitschrift von Maria Mies. Dies gehört zur Emanzipation.

   Heute bedarf es einer ökologischen Revolution, um die Katastrophe, die uns alle - Menschen, Tiere, Pflanzen - bedroht, zu verhindern.

   Diese Revolution beginnt damit, dass wir anfangen, unsere Denkweise, unsere Produktions- und Reproduktionsweise, unsere Konsumtionsweise radikal zu ändern.

   Sie beginnt zum Beispiel damit, dass wir statt Pommes mit Majo und Currywurst Vollwertkost aus biologischem Anbau essen.

   Wir hätten die Macht, allein durch unser Konsumverhalten eine andere, eine ökologische und zugleich soziale Wirtschaftsweise zu erzwingen.

   Diese sanfte Revolution setzt allerdings voraus, dass wir für die elementaren Lebenszusammenhänge sensibel sind und alles, was wir wahrnehmen, als unsere Mitwelt wahrnehmen, als Teil von uns selbst.

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Vorgetragen bei der VHS-Veranstaltung Ökologische Verbraucher­politik am 30.10.1989 in Recklinghausen. Leicht gekürzte Fassung.

 * Brasilien hatte 1971: 95 700 Einwohner/innen.
** Eine Ausnahme macht Fleischwurst. Was Fleischwurst ist, das erfuhren wir kürzlich von einem Lebensmittelchemiker, der nicht nur in Labors, sondern auch in der Nahrungsmittelproduktion gearbeitet hat: mit Hilfe von Chemikalien "schnittfest gemachtes Wasser!"
*** Maria Mies:Konturen einer ökofeministischen Gesellschaft: Versuch eines Entwurfs in: Frauen und Ökologie. Gegen den Machbarkeitswahn. S.51. Köln 1987.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Charcuterie in Banon/ Haute Provence/Südfrankreich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Supermarkt und „Onkel Melchio Maurice-Läden in Frankreich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist ein Foto von der Charcuterie Melchio Maurice in Banon, einer kleinen, südfranzösischen Stadt in der Haute Provence. Solche „Onkel Melchio Maurice-Läden und lauter andere kleine Geschäfte siehst du überall in den Städten und Dörfern von den Alpen der Hochprovence bis zu den Pyrenäen und in anderen Teilen Frankreichs, die wir in zweieinhalb Jahrzehnten bereist und durchwandert haben. Es sind kaum weniger als früher – trotz der Supermärkte, die heute die Stadtränder verhunzen. Mein Eindruck war und ist: Es gibt im südlichen Frankreich und in der Bretagne noch eine intakte Soziokultur, weil die Geld- und Raffgier dort nicht so groß ist wie bei uns und immaterielle Werte und Güter mehr bedeuten als der letzte Schrei von Dior und das neuste Modell von Citroen und Renault.

Ich habe mehr als 60 Jahre lang die technisch-technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen sehr bewusst erlebt und weiß daher, dass sich das „Rad der Geschichte nicht zurückdrehen lässt. Die alten Wirtschaftsstrukturen sind bei uns zerstört. Sie lassen sich nicht wieder herstellen. Und die neuen sind im höchsten Maße a-sozial.

Wir können daraus lernen und wir alle müssen verhindern helfen, dass das (dynamische) Gleichgewicht von Wirtschaft, Sozialsystem und Natur völlig abkippt. Für mich ist dies eine moralische Selbstverständlichkeit.

Heute beteiligen sich viele europäische, auch deutsche Städte am Aktionsplan Agenda 21(nicht mit 2010 verwechseln!). Recklinghausen ist dabei. Ziel ist eine nachhaltige wirtschaftliche und sozio-ökologische Entwicklung auf lokaler Ebene, bei der die globalen Auswirkungen beachtet und berücksichtigt werden sollen.

Es arbeiten also schon eine ganze Menge Menschen daran, die Lebensverhältnisse und die klimatischen Bedingungen für Mensch, Tier, Pflanze, Wasser, Boden, Luft.. qualitativ zu verbessern, das hierzu nötige Problembewusstsein zu entwickeln und noch mehr Menschen zu aktivieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gewohnheiten, eingeschliffene Verhaltensweisen – ändern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn wir ehrlich sind, müssen wir alle sagen, dass es uns schwer fällt, Gewohnheiten, eingeschliffene Verhaltensweisen - zu ändern. Der Eine fasst sich dauernd an die Nase - wie der Kanzler Schröder -, als wolle er prüfen, ob sie länger geworden ist, und die Andere schließt jeden Abend pünktlich um halb neun die Haustür ab und geht schlafen, um morgens um halb acht ihre – meistens noch schlafenden - Bekannten aus dem Bett zu telefonieren.

Bei vielen Menschen ist es ein Tick oder eine Sucht (Kaufsucht zum Beispiel), bei den meisten jedoch Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit oder einfach etwas ganz Nützliches: Routine.

Auch wir sind noch vor 35 Jahren regelmäßig zu Aldi gefahren und haben uns den Kofferraum voll gepackt und dann lauter falsche Sachen gegessen. Heute stehen auf dem Parkplatz von Aldi und vom Pennymarkt nicht etwa nur Fahrräder und Kleinwagen... Wir brauchen einen Wertewandel. Andernfalls ändert sich nichts.

Das ökologische Bewusstsein kam bei uns, bei meiner Frau und mir, nach und nach, nicht schlagartig wie eine Erleuchtung. Es kam mit der Literatur, die wir damals, Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre gelesen, und mit der Protest- und Umweltbewegung, der wir uns bald angeschlossen hatten. Dann öffnete der erste Bioladen in Recklinghausen. Wir kauften damals unser Brot samstags auf dem Wochenmarkt stets bei derselben Bäckersfrau, seit vielen Jahren. Dabei entstand, wie bei „Tante Emma, eine freundschaftliche Beziehung. Man hatte ja auch noch Zeit - oder nahm sie sich - zu einem Plausch. Heute im Supermarkt undenkbar. Man sprach miteinander.

In der Sonnenblume gab es aber auch Biobrot, und wir wussten inzwischen sehr genau, warum es besser war als das Brot der freundlichen Bäckersfrau auf dem Wochenmarkt. Dieses (ökologische) Wissen brachte uns in einen (sozialen) Konflikt. Wir begannen mit einem Kompromiss, kauften ein Brot weniger auf dem Wochenmarkt, dafür eins in der Sonnenblume. Bei den Gesprächen auf dem Wochenmarkt erfuhren wir, dass die Backstube und das Geschäft aus Altergründen bald geschlossen werden sollten. Das geschah dann auch in einigen Monaten, und dieses Problem war für uns gelöst. Vom Milch- und Käsestand auf dem Wochenmarkt und von den Eiern „aus eigner Hofhaltung haben wir uns ohne langes Zaudern verabschiedet, nach einem klärenden Gespräch.

Auch in der Politik sollte bei aller Radikalität, die uns heute abverlangt wird, das menschliche Maß beachtet werden. Die vielen bis in die Wurzeln verfaulten Zähne müssen gezogen werden. Aber eine Prothese muss dann auch für alle bezahlbar sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

…toter Ackerboden, ausgemergelt und ausgelaugt.

Hier sehen wir einmal, was die moderne, sich „konventionell nennende Landwirtschaft angerichtet hat. Da ist kein Käfer, kein Wurm, keins der einstmals unzähligen Nützlinge, die geholfen haben, den Boden lebensfähig und fruchtbar zu machen. Diese Kleinlebewesen hatten ihn durchlüftet und wasserspeicherfähig gemacht. Sie hatten Tier- und Pflanzenreste verarbeitet und den Boden mit Pflanzennährstoffen versorgt.

Hier gibt es auch keine Wildkräuter mehr. Ihre Wurzeln haben den Boden locker gehalten und ergaben, wenn sie verrottet waren, die Biomasse, die von Kleintieren und Mikroben zu wertvollen Mineralien verarbeitet worden sind. Diese Wildkräuter nennt man „Unkraut und vernichtet sie, indem man sie so tief unterpflügt, dass sie in dem von den schweren Ackermaschinen verdichteten Boden ersticken müssen. Und da viele von ihnen, anders als die „Kulturpflanzen, eine erstaunliche Lebenskraft entfalten, werden sie, wenn die Getreidesaat aufgegangen ist, mit Herbiziden zu Deutsch: Pflanzengift abgetötet.

Ich habe - als Kind – noch gesehen, wie Klee unter den Getreidepflanzen wuchs und wie nach der Ernte auf den Stoppeln Kühe „angetüdert (angepflockt) worden sind, wie die Tiere sich am Klee satt gefressen und die Felder dann auch gleich gedüngt haben. Ein ganz natürlicher Kreislauf.

Diese Kreisläufe von Nährstoffen sind dann bald zerstört worden. Die biologische Vielfalt des Bodens ist dahin. Er ist tot. Man nennt das „Degradation: Verschlechterung des Bodens durch Entzug wertvoller Nährstoffe. Am meisten durch Erosion gefährdet sind die großen Ackerflächen in Ostdeutschland, in Russland und in den USA.

Erosion hat bereits 1935 in Kalifornien zu einer Katastrophe in der Landwirtschaft und schließlich zu einer Wirtschaftskrise geführt. Betroffen davon waren nicht nur Hunderttausende von Landarbeitern, die durch die Einführung von Mähdreschern brotlos gemacht worden sind, sondern insgesamt rund 33 Millionen Amerikaner – ein Viertel der Bevölkerung. Präsident Theodor Roosevelt hat damals ein beispielhaftes Hilfsprogramm angeordnet und sogar Fotografen aufs Land geschickt, damit sie das Elend der Landarbeiter und Kleinbauern dokumentierten. Die Bauernfamilien hungerten und verhungerten auf ihrem eigenen Boden, weil er nichts mehr hergab. Die Bilder gingen um die ganze Welt und sind heute als Dokumente der frühen Sozialfotografie berühmt und – erschütternd.

Damals begann die Industrialisierung der Landwirtschaft. Die Folgen zeigen sich auch heute: verheerende Tornados, die ganze Landstriche heimsuchen und deren Ernten vernichten, Versteppung und Verwüstung.

Aber wie Sie gleich nochmals sehen werden, wächst der Weizen prächtig hier auf diesem toten Boden. Er wird künstlich ernährt. Die Pflanzen hängen sozusagen am Tropf. Die Nährstoffe kommen aus der chemischen Industrie, von der die Bauern sich auf Gedeih und Verderb abhängig gemacht haben, und aus ihren Massentierställen, in denen so viel Gülle produziert wird, dass ihre Felder ständig überdüngt sind und riesige Berge von Kalk benötigen, um Jahr für Jahr von neuem entsäuert zu werden. Jedes 200-Gramm-Schweineschnitzel »verursacht auf dem Teller der Verbraucher andernorts 3,7 Liter Gülle.« *

Kunstdünger wie Kali, Salpeter und Stickstoff müssen das ersetzen, was im Boden nicht mehr entstehen kann, und damit der Weizen nicht von „Schädlingen aufgefressen wird, muss man das Saatgut beizen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun setzt man auf die moderne Bio- und Gentechnologie. Und Bush beklagt sich darüber, dass „viele europäische Regierungen den Import aller neuen biotechnologisch veränderten Pflanzen blockiert haben** und lässt gleichzeitig „im Entwurf für den US-Umweltschutzbericht alle Hinweise auf Gesundheits- und Umweltgefahren durch Klimawandel streichen. *** Muss denn erst ein Tornado das Weiße Haus wegfegen, damit da begriffen wird, was los ist?

Einen winzigen Schritt in die richtige Richtung haben jetzt die EU- Minister/innen getan. Sie haben begonnen, über den Abbau der Überproduktion der Landwirtschaft und über Subventionskürzungen für Großbetriebe nachzudenken und beschlossen, die „frei werdenden Mittel von schätzungsweise 1,2 Milliarden Euro pro Jahr „Umweltvorhaben und der Beschäftigungssicherung in strukturschwachen Agrarregionen zugute kommen zu lassen.****

Das ist begrüßenswert, denn in »Europa werden etwa doppelt so viele Nahrungsmittel hergestellt wie tatsächlich konsumiert werden, der Rest wird weggeworfen (…) Etwa die Hälfte der Erträge aus dem Pflanzenbau geht in Deutschland in die „Veredelung, das heißt, sie werden an Tiere verfüttert.« ***** Jeden Tag verhungern circa 18 000 Kinder! Dabei wird „auf der Welt genügend Nahrung produziert, um sogar zwölf Milliarden Menschen statt der vorhandenen sechs zu ernähren, wie die UN ermittelt haben.******

So heftig, wie vor 150 Jahren die Bauern sich gegen die Agrarchemie gewehrt haben, lehnen heute ihre Nachkommen den Ökolandbau, der ohne Agrarchemie auskommt, immer noch ab.

Die Zukunft der Menschheit ist eine Frage der Ökologie, die jetzt beantwortet werden muss.

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*Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung, Basel, Boston, Berlin 1996, S . 245
** Zitate aus der Frankfurter Rundschau vom 25.6.03, *** vom 21.6.03 und ****vom 27.6.03
*****s. o., S. 249
****** Joachim Wille in seinem Kommentar Schlaflos im Weißen Haus (FR. 25.6.03)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klaus Töpfer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Er ist seit 1998 Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)in Nairobi. Als er unter Kohl Bundesminister für Umwelt und Reaktorsicherheit war (1987-1996), hat er von uns, den Grünen, oftmals Prügel bezogen – zu Unrecht, meine ich heute. Denn er hat damals seinen Rücken hingehalten für eine Partei, die alle Warnungen des Club of Rome vor unbegrenztem ökonomischem, materiellem Wachstum ebenso in den Wind geschlagen hat wie alle anderen Parteien. Und dennoch hat er einiges durchgesetzt. So anerkannte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises an Töpfer im Oktober 2002, „dem gelernten Volkswirtschaftler sei es zu verdanken, dass die Idee der Kreislaufwirtschaft weltweit erstmals in Deutschland Gesetz wurde und Deutschland heute weltweit eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz einnehme. (lt. ntv.de vom 5. September 2003)

 Von Klaus Töpfer und seinem ökologischen Wächteramt wird selten berichtet. Die ökonomische Abhängigkeit der meisten Medien ist wohl zu groß. Aber es gibt seit 1971 eine sehr aktive und heute global vernetzte Organisation, die ständig über die ökologischen Probleme und Erfolge informiert:
 


 

Weitere Beiträge zur Gentechnik unter:
http://www.greenpeace.de/service/suche/?tx_indexedsearch%5Bsword%5D=Gentechnik&tx_indexedsea rch%5Border%5D=rank_freq&tx_indexedsearch%5Btype%5D=2

 

 

 

 

 

 

Mein Essay Aspekte einer ökologischen Politik
PDF zum Download

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

oecopax

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frieden ist nicht möglich, solange die ökologischen Probleme ungelöst sind. Denn der Energie- und Rohstoffhunger der Industriestaaten ist unersättlich. Indien, China und andere „Schwellenländer sind dabei, Industriestaaten zu werden und dieselben Fehler zu machen wie Europa und die USA bei ihrer Industrialisierung.  

Die künftigen Kriege um Natur-Ressourcen und Energie sind längst vorprogrammiert. Der Afghanistan- und die Irak-Kriege waren erst der Anfang davon. Auch der Konflikt im Nahen Osten zwischen Israel und Arabien hat ökologische Aspekte: Öl und Trinkwasser! Letzteres kontrolliert Israel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gen-Food und der Anthropozentrismus

 

 

 

 

 

 

Die Bundesregierung hatte einen Gesetzentwurf für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen vorgelegt. Die Frankfurter Rundschau kommentierte dies unter der Überschrift Das Schlimmste verhindert. Und nahezu überall, wo wir hinhören oder –sehen, wird darüber diskutiert, ob Nahrungsmittel mit Zusätzen von gentechnisch manipulierten Pflanzen unserer Gesundheit schaden können oder nicht. Es wird also in typisch anthropozentrischer Weise nur danach gefragt, was allein dem Menschen nützt, nicht danach, was auf andere Lebewesen, Tiere wie Pflanzen, zukommt, geschweige denn, welche globalen Auswirkungen diese neuen Technologen und Techniken auf die gesamte Natur haben können.

Anthropozentrik ist nichts anderes als kollektive Egozentrik, Egoismus. Die klassische Physik, die seit dem 16 Jh. alle übrigen Wissenschaften bestimmt hat, war von Anfang an anthropozentrisch und mechanistisch:

Vor etwa 350 Jahren, als man den Chronometer bereits bequem in der Tasche tragen konnte, war ein französischer Philosoph derart davon begeistert, dass er schrieb:

"Ich sehe keinen Unterschied zwischen Maschinen, die von Handwerkern hergestellt wurden, und den Körpern, die allein die Natur zusammengesetzt hat." Und: "Für mich ist der menschliche Körper eine Maschine." So verglich er denn auch "einen kranken Menschen und eine schlecht gemachte Uhr mit" seiner "Idee von einem gesunden Menschen und einer gut gemachten Uhr". (!)

René Descartes (1596 1650). Er sah, Sinn und Zweck wissenschaftlicher Forschung darin, "uns" die Männer?! "zu Herren und Besitzern der Natur zu machen".

Das hatte schon ein englischer Philosoph gefordert, nämlich, die Natur "auf ihren Irrwegen mit Hunden (zu) hetzen", sie "sich gefügig und zur Sklavin (zu) machen", sie "unter Druck (zu) setzen", sie "auf die Folter (zu) spannen, bis sie ihre Geheimnisse preisgibt". Sir Francis Bacon (1561 1626). Ihm kam es darauf an, "die Macht und die Herrschaft des menschlichen" männlichen?! "Geschlechts über die Gesamtnatur zu begründen und zu erweitern".

Dieser Aufforderung ist man dann ohne die geringsten Skrupel gefolgt. Man nahm die Natur auseinander, zerlegte sie in immer kleinere Bestandteile, bis im 20 Jh. das bis dahin vermeintlich „kleinste Stück, das Atom, gespalten und die gefährlichste Bombe, die es jemals gegeben hatte, erfunden und gezündet wurde. Otto Hahn, der durch seine Forschungen, für die er 1944 den Nobelpreis bekam, wesentlich dazu beigetragen hatte, dass diese erste wirkliche Massenvernichtungswaffe entwickelt werden konnte, wandte sich nach dem 2. WK gegen diese Erfindung, machte 1955 mit anderen Nobelpreisträgern auf die Gefahren der Atomenergie * aufmerksam und beteiligte sich 1957 mit 17 weiteren westdeutsche Atomwissenschaftlern am Göttinger Manifest gegen die atomare Aufrüstung.

Was hat dies mit Gen-Food zu tun? Es hat insofern damit etwas zu tun, als

1. durch die Gentechnik Eingriffe in die Natur vorgenommen werden, deren Folgen - so wie es bei der Spaltung des Atomkerns war - nicht abgeschätzt werden können;
2. bisher kein einziger Wissenschaftler, der an der Entwicklung der Gentechnik beteiligt ist, kritische Fragen stellt, geschweige denn eine ganzheitlich orientierte Langzeitforschung zur Risikoabschätzung fordert; **
3. die Natur immer mehr menschlichem Maß unterworfen wird. Sie wird genormt und zu einer künstlichen Natur gemacht.

Schon bei der bisherigen Hybridzüchtung werden Pflanzenschädlinge gegen Antibiotika resistent und Pflanzen gegen Krankheiten anfälliger, so dass immer wieder neues Saatgut entwickelt werden muss. Dadurch – und jetzt kommt der soziale Aspekt hinzu – geraten die konventionell wirtschaftenden Bauern in immer größere Abhängigkeit. In den USA beherrschen Saatgut-Multis bereits die gesamte Landwirtschaft.*** Farmer werden in den Ruin getrieben, die Industrie kauft ihre Ländereien billig auf und schafft sich riesige Domänen, die sie dann selber bewirtschaftet, bis das Ackerland versteppt und verwüstet ist.

Der Gesetzesentwurf unserer Regierung ist unter dem Druck der EU entstanden. Das kann ich mir denken. Aber dass die rotgrüne Koalition damit „das Schlimmste verhindert, muss ich bezweifeln.

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* Die Gefahren, die von der „friedlichen Nutzung der Atomenergie ausgehen, werden jetzt sogar von den Betreibern der AKWs zugegeben – indirekt: Sie haben 137 Millionen Kaliumjodid-Tabletten für Anwohner von Atomkraftwerken bestellt. (lt. aponet.de vom 12.01.04, dem offiziellen Gesundheitsportal der deutschen ApothekerInnen)
** Bekannt ist nur der britische Biochemiker
Arpad Pusztai, der für das Rowett Research Institute gearbeitet hat (1963 – 1998), lt.
Greenpeace einer der führenden Experten für den gentechnischen Einbau von Lektinen in Pflanzen. Er wurde entlassen, nachdem er gegenüber einem BBC-Reporter erklärt hatte: „Ich würde keine genmanipulierten Kartoffeln essen, und es wäre auch nicht akzeptabel, wenn Menschen als Versuchskaninchen missbraucht würden.

*** Reportage über US-Farmerhttp://www.greenpeace-magazin.de/magazin/reportage.php?repid=286

Weitere Beiträge zur Gentechnik unter

http://www.greenpeace-magazin.de/magazin/suche/index.php?template_demo=.%2Ftemplates%2Fgpm.php&site =0&path=&result_page=index.php&query_string=Gentechnik&search=Suchen...&limite=10

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FRAGE: „Siehst du eine Möglichkeit, dass man von der Anthropozentrik abrücken kann? Letztlich ist diese Anthropozentrik doch nichts weiter als der menschliche Instinkt der Selbsterhaltung.

In der Tat, so kann man es sehen, und es gibt ja auch zahllose Definitionen und Interpretationen solcher Definitionen. Zum Beispiel geht nach dem Philosophischen Wörterbuch, Stuttgart 1991, S.32 »eine anthropozentrische Argumentationsweise davon aus, dass "der Mensch Mittelpunkt der Welt und Zweck des Weltgeschehens ist" und der „Wert aller Lebewesen ( ) an ihrer Nützlichkeit für den Menschen gemessen (wird).« Das entspricht ganz dem biblischen Auftrag:  »Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie EUCH untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!« (1 .Mose, 28)

Nun macht es keinen Sinn, theoretisch über Begriffe zu streiten, denn man gerät dabei leicht in die Rabulistik. Denn entscheidend ist der Kontext, in dem diese Begriffe verwendet werden. Trotzdem will ich dir und Sigrun, die ja schon auf den ethischen Aspekt hingewiesen hat, sagen, was ich unter Anthropozentrismus verstehe: das Gleiche, was im Philosophischen Wörterbuch gemeint ist und was in dem Bibeltext recht anschaulich zum Ausdruck kommt: der Glaube, die Natur, die ursprüngliche Welt sei geschaffen worden, um dem Menschen zu dienen, ein Irrglaube, dessen Ausschließlichkeit durch den biblischen Schöpfungsmythos noch betont wird.

 

Theologen sind zwar längst dabei, daraus einen ökologischen Auftrag des Menschen zu deuten, wofür man ihnen sogar dankbar sein kann; aber philosophisch ist das nicht ganz korrekt. Denn es ist wissenschaftlich jüngst erwiesen, dass die Entstehung des Lebens nicht  – bildlich gesprochen - einem Schöpfergott zu verdanken ist, sondern dass Leben und Evolution Prozesse der Selbstorganisation und Selbsterneuerung sind, die nur ganzheitlich verstanden werden können.

 

Als ich 1988 den Essay „Aspekte einer ökologischen Politik veröffentlichte und den Begriff „Ganzheitlichkeit verwendete, dem ich zum ersten Mal bei dem Physiker Fritjof Capra begegnet bin, stieß ich noch auf großes Unverständnis. Heute ist dies ein Schlüsselwort der Ökologie. Und in der Ökologie, die ja auch eine ethische, eine spirituelle Dimension hat, ist der Anthropozentrismus fehl am Platz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Katsushika Hokusai (1760 - 1849)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Tsunami, der Massentourismus und die Tiere

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach James Lovelock, dem Begründer der Gaia-Theorie*, ist die Erdkugel, unser Planet, ein hochsensibles Lebewesen, ein Organismus, der durch uns, den Menschen: durch unsere technischen Eingriffe, durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise gefährdet ist. Für diese Gefährdung verantwortlich ist auch der Massentourismus, sind die vielen Menschen, die ihren zum Teil unwirtlichen Industrieländern entfliehen wie Zugvögel vor dem Winter, um sich an fernen Sonnenstränden zu aalen und in betonierten Hotel-Schwimmbecken zu tummeln. Darunter Touristen, mit dem Billigflieger massenhaft aus Deutschland kommend, nicht etwa, um sich andere Kulturen und Völker vertraut zu machen, sondern damit diese „andere Welt sich um sie drehe, sie bediene mit den gewohnten Hamburgern, Hotdogs und Pommes mit Majo und Currywurst. Aber auch sonnenhungrige Skandinavier, die zuhause unter der Dunkelheit langer Wintertage leiden und gern in den Süden reisen, wie einst ihre Vorfahren, die Wikinger.

Nicht die dünne Erdkruste, auf der wir leben, ist das Problem, es sind nicht die Platten, die immer wieder aneinander geraten und abbrechen und ganze Meere in Bewegung bringen, - es ist der Mensch, wir sind es: Hybris und Machbarkeitswahn, der westliche Individualismus, Achtlosigkeit gegenüber allem anderen, was „man nicht selber ist. Da haben wir Europäer und Amerikaner noch viel zu lernen von Menschen, die trotz materieller Armut lächeln und helfen, wo sie können.

Bitte, missversteht mich nicht! Dies ist keine Schuldzuweisung, sondern Feststellung eines Mangels, Befund von Verlorenem.

Nun wandelt sich das Entsetzen über diese Katastrophe in die Einsicht, dass wir Menschen alle zusammengehören, und vielleicht auch, dass alles, was existiert, miteinander verbunden ist: Mensch, Tier, Pflanze, Mineral, Wasser, Luft.... Und dass wir uns dementsprechend verhalten müssen.

Wir haben keinen sicheren Boden unter den Füßen. Diese Erkenntnis haben die Begründer der Neuen Physik Einstein/Planck/Bohr/Heisenberg wissenschaftlich bestätigt. Asiatische Denker haben das bereits vor Jahrtausenden intuitiv erkannt und ihren Lebensphilosophien zu Grunde gelegt.

Friedrich Nietzsche konstatierte den Verlust unserer lebenserhaltenden Instinkte bzw. deren Entartung als „Ursache aller Dummheiten, Folge der Intellektualisierung. Mehr als 160 000 Menschen sind umgekommen, aber man hat fast gar keine Tierkadaver gefunden:

Wußten Tiere von dem Tsunami?

Während die Flutwelle Zig-Tausende Menschen in den Tod gerissen hat, wundern sich Zoologen in Sri Lanka darüber, daß man keinerlei tote wilde Tiere fand.

Die Riesenwelle ging bis zu drei km ins Landesinnere und traf auch den berühmten Yala-Nationalpark, in dem Elefanten, Leoparden und andere wildlebende Tiere anzutreffen sind. Jedoch erklärte der Leiter des Parks, H.D. Ratnayake, man habe keinerlei tote Tiere finden können.

"Kein toter Elefant, nicht einmal ein toter Hase oder ein Kanickel", so meinte er. "Tiere haben einen sechsten Sinn, sie spürten das Unheil und machten sich davon." So seine Schlußfolgerung.

Wissenschaftler führen es auf elektromagnetische Wellen zurück, die vom Tsunami bzw. dem Erdbeben ausgesendet werden. (...)

(Quelle: China intern, 29.12.2004)

Zwischen den Trümmern fand man weder tote Katzen noch Hunde. Ebenso überlebt haben die Ureinwohner/innen auf den Andamanen und auf den Nikobaren, den kleinen Inseln nordwestlich von Sumatra, obwohl diese nahe am Epizentrum liegen und ihre Küsten überflutet worden sind. Es waren bislang unentdeckte „Steinzeitmenschen darunter. Sie begrüßten die über sie hinweg fliegenden Helikopter mit Pfeil und Bogen. Wir hingegen sind der Natur so weit entfremdet, dass wir Naturereignisse fast nur noch wahrnehmen (können), wenn sie dramatisch sind. Eigentlich ist dies der Hauptgrund für das menschliche Versagen bei der Tsunami-Katastrophe. D. St.

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* James Lovelock ist Professor in Yale und Harvard, biowissenschaftlicher Berater beim US-Raumfahrtprogramm und Präsident der brit. Gesellschaft für Meeresbiologie.

Die indische Physikerin Vandana Shiva begreift den Tsunami auch als Warnung vor den Folgen des globalen Klimawechsels: http://f27.parsimony.net/forum66372/messages/2020.htm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Essay Aspekte einer ökologischen Politik

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