DER RITT AUF DEM OCHSEN

oder AUCH MOSKITOS TÖTEN WIR NICHT

 

 

Kritiken

 

 

 

 

Dem Autor ist "etwas Vorzügliches gelungen: in einem einen Roman zu schreiben, der vielerlei bietet:

1. ein Zeitdokument, fast eine Jahrhunderthälfte schildernd,
2. Weltanschauungsdiskussion, diese auf sehr hohem Niveau, undogmatisch, doch mit deutlicher Präferenz;
3. Entwicklungsgeschichte, besonders die des Miros;
4. Liebesgeschichte (My - Lai).
Insgesamt eine große Leistung, die vieles andere, was erscheint, weit überragt und der ich eine größtmögliche Verbreitung wünsche. Nur: Was könnte man tun, um diese wirklich zu erreichen? Nachfolgend noch mehrere ´Stellen`, die ich mir besonders angestrichen habe, z. T. weil ich sie wegen ihres Inhalts schätze:
S. 22, vorletzter Absatz:´In...`
S. 25: Philosophie
S. 42: Kant
S. 138 (oben: Pfarrer)
S. 147: Soldaten
S. 164 f.: Kolonisation/Kirche
S. 248: ´Darf...`, besonders anrührend
S 294: Absatz. "Der Buddha...", stimmt völlig mit Luther überein.
Nicht schätze ich: S. 238 f... Vielleicht sollte man auf den Vergleich Psa./Buddha verzichten, weil er doch zur Verhärtung führen kann..."

Wolfgang Beutin am 28.9.2000 in einem Brief an den Autor

 

 

 

 

Ein fesselnder Roman mit einer wichtigen Botschaft

Die Verschlüsselung bei Amazon führt in die Irre: Wenn man dieses Buch kauft, werden einem alle möglichen Bücher über die Fremdenlegion empfohlen. Dabei macht das Stichwort "Fremdenlegion" bei diesem Buch wenig Sinn. "Buddhismus" oder "Pazifismus" sind Begriffe, die hier viel besser passen.

So liest man in diesem packenden Roman die Lebensgeschichte zweier Männer, die in der Nachkriegszeit zunächst in der Fremdenlegion ihre "Heimat" finden - um dort allerdings die Sinnlosigkeit von Krieg und Militarismus zu begreifen. Beide Freunde ziehen ihre Konsequenzen, einer der beiden wählt dabei den Weg des engagierten Buddhismus.

Völlig ohne Schmalz, Pathos oder missionarischer Belehrung schildert der Autor einen Lebensweg der Toleranz und Einsicht. Die wesentlichsten Merkmale des Zen werden im zweiten Teil des Buches in verständlicher Sprache in die Romanhandlung eingewoben, so dass auch der Buddhismus-Unkundige eine recht gute Vorstellung von der Geisteshaltung dieser Lehre erhält.

Der Bogen dieses Romans ist weit gespannt: Über die Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich und der Nachkriegszeit, der Schilderung des Lebens als Legionär, den Vietnam-Konflikt bis hin zum engagierten Buddhismus reicht das Spektrum. Dank des spannenden und mitfühlenden Stils hat man jedoch nie das Gefühl, dass zu viel in dieses Buch gepackt wurde. Die Romanhandlung mit ihren klar herausgearbeiteten Figuren und ihrer Spannung fungiert dabei als "Träger" für die Idee der Menschlichkeit und Nächstenliebe.

Ein wirklich gutes Buch, das einen nicht so schnell wieder loslässt: Eine gute Unterhaltung mit einer wichtigen Botschaft!

Pseudonym (München) bei amazon.de, 18. Juni 2006

 

 

 

 

Wandlungen: vom Fremdenlegionär zum Pazifisten

Reinhard Ganz und Miroslav Prochazka treffen sich 1949 bei der Fremdenlegion in Algerien und werden bald darauf zum Einsatz im Kolonialkrieg der Franzosen von 1951 – 1953 in Vietnam kommandiert. Reinhard, Sohn aus einer nazibegeisterten Familie, hat sich von diesem Irrsinn abgewendet. Miroslav (Miros), Marxist und aktiv im tschechischen Widerstand gegen den Faschismus, kommt mit der sozialistischen Regierung in seinem Land nicht zerrecht. Sie werden Freunde und beide suchen etwas – ohne so richtig zu wissen, was eigentlich.

Weder der Drill der Legion noch der Kriegseinsatz in Vietnam verschütten aber ihre humanistischen Ideale. Im Gegenteil, die Zweifel, ob das, was da durch die Kolonialmacht Frankreich in Hanoi, dem Delta des Roten Flusses und oben im Norden in Dien Bien Phu getan wird, richtig ist, werden immer größer. Beide entwickeln sich zu Pazifisten.

Reinhard arbeitet als Dispatcher in der Versorgungsabteilung der Legion und nimmt in dieser Rolle teil an der Operation 'Condor', dem Aufbau der Festung in Dien Bien Phu. Bevor dort aber das große Gemetzel der Schlacht beginnt, hat er seinen Dienst beendet und kehrt nach Frankreich und später Deutschland zurück. In den letzten Tagen des Aufenthalts verliert er aber den Kontakt zu seinem Freund Miros, der in der Festung Kampfdienst absolvieren muss. Dies beschreibt Dietrich Stahlbaum, der Autor des autobiographischen Romans, im ersten Teil des Buchs.

Der zweite Teil erzählt die Geschichte von Miros, die Stahlbaum erst vierzig Jahre später erfahren hat. 1995 erhielt er aus Vietnam ein Päckchen mit den Tagebüchern von Miroslav Prochazka, in denen dieser beschreibt, wie er mit Hilfe einer jungen Vietnamesin aus Dien Bien Phu desertieren konnte. Zusammen mit ihr und weiteren Deserteuren von beiden Seiten und Kriegswaisenkindern finden sie Zuflucht bei einer Gruppe buddhistischer Mönche, die sich sowohl der südvietnamesischen Regierung als auch der Administration der DRV entziehen, und ein buddhistisches Friedensdorf gründen. Das auf tiefem Humanismus, Gewaltfreiheit und Einheit mit der Natur aufgebaute Dorf verglüht 1964 aber im Feuersturm von Napalmbomben, die die US-Luftwaffe abgeworfen hat.

Ein authentischer pazifistischer Roman, unspektakulär und ohne Happy End aber gut und eindringlich erzählt. Er vermittelt über die Geschichte der beiden Männer hinaus, viel über die letzten Tage des Kolonialismus in Vietnam und im zweiten Teil über den Denkansatz des Zen-Buddhismus.

Stefan Kühner im Viet Nam Kurier 2/2004

 

 

 

 

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